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Aufgrund des hohen Betreuungsaufwandes und der Komplexität ihrer Situation kann die Betreuung multimorbider und chronisch kranker Patientinnen und Patienten nur interprofessionell geleistet werden:
Die Liste ist nicht abschliessend. Das Merkmal solcher Zusammenarbeit, die sich selbstverständlich auch nach ausserhalb der Arztpraxis erweitern kann (z.B. Apotheke, Pflegende), ist das Aufteilen der Betreuung je nach entsprechender beruflicher Kompetenz und zeitlicher Ressourcen, der sogenannte «task shift» oder «skill mix» bei der Versorgung komplex und chronisch kranker Patientinnen und Patienten. Obwohl ein erfolgsversprechendes Modell, braucht es für eine solche Zusammenarbeit die entsprechenden gut funktionierenden (digitalen) Kommunikationskanäle, personelle wie finanzielle Ressourcen (z.B. eine adäquate Tarif-Regelung) und die Bereitschaft/Einstellung der Berufsleute, miteinander zu arbeiten. Hier klafft zwischen Modell und Umsetzung noch eine erhebliche Lücke. Auch die Politik ist hier gefordert [1].
Bei der konkreten Betreuung chronisch und komplex Kranker dürfen natürlich auch die Angehörigen nicht vergessen werden, die häufig extrem wertvolle Arbeit bei der Koordination der Betreuung und bei der alltäglichen Unterstützung der Betroffenen leisten. Allerdings sind sie oft im gleichen Alter wie die älteren Kranken, selbst durch chronische Krankheit in ihren Funktionen eingeschränkt und damit gefährdet, dass sie sich durch die Pflege der/des Angehörigen selbst überlasten. Wie schwierig die Betreuung «am richtigen Patienten, durch den richtigen Betreuenden, im richtigen Mass, am richtigen Ort, zur richtigen Zeit» [2] in der Umsetzung sein kann, und wie rasch trotz allen guten Absichten die vielen Behandlungen zur Belastung werden können, illustriert das folgende Beispiel:
Stellen Sie sich eine 80-Jährige Patientin vor, die an polyarthrotischen Gelenksschmerzen und den Folgen von osteoporotischen Frakturen leidet und sich nur mühsam im Alltag fortbewegen kann. Zudem besteht ein Diabetes mellitus, eine arterielle Hypertonie und moderates Übergewicht. Sie ist latent depressiv und leidet an Schlafstörungen. Ihr Ehemann ist schon über 80 und leicht dement, im Haushalt ist er keine grosse Hilfe. Ins Pflegeheim wollen die beiden nicht; die erwachsenen Kinder leben im Ausland. Das Betreuungsteam hat eine Langzeit-Unterstützung mit täglicher Spitex, 3x wöchentlicher Haushaltshilfe, wöchentlicher Physiotherapie und 2x monatlichen Arztkonsultationen aufgebaut. Dazu kommen Zahnarztbesuche, Fusspflege und nun will die Diätberaterin auch noch einen Termin, im Auftrag der Hausärztin. Geht die Patientin ausser Haus, muss sie eine Nachbarin zur Aufsicht für ihren Ehemann organisieren. All die Besuche und Aktivitäten bringen eine enorme Unruhe ins Haus, die Patientin kommt gefühlt nie richtig zur Ruhe und fühlt sich überlastet. Ein Patentrezept in dieser Situation gibt es wohl nicht – eine gewisse Sensibilität gegenüber des «burden of treatment», Zurückhaltung mit Betreuungsaktivitäten und eine gute Koordination derselben würden hier schon viel helfen.
Abschliessend noch ein paar praktische Instrumente für die Patientenführung:
Referenz